Die Zusammenführung von Elektromobilität mit dem Energiesektor ist derzeit das gefragteste Thema, wenn es um Elektrofahrzeuge geht. Die Vehicle to Grid Technologie hat das Potential, den gesamten Energiesektor zu transformieren. Und genau das wird in wenigen Jahren geschehen, so Ville Väre, Energy Sales Director bei Virta.
Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Strom- und Energieerzeugung denken? Möglicherweise ein großes Kraftwerk mit rauchenden Kaminen? Dann geht es Ihnen wie den meisten. Doch zum Glück können wir diese Assoziationen bald ad acta legen.
Die Energiegewinnung wird derzeit einem großen Wandel unterzogen: von der zentralisierten Erzeugung hin zu eher verteilten Produktionszweigen und zu einem generell geringerem Verbrauch.
In Europa wird bereits 40 Prozent des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien (Biomasse, Wind, Solar und hydrothermale Geothermie) gedeckt. In vielen europäischen Ländern wie zum Beispiel Schweden, Finnland und Lettland ist dieser Prozentsatz sogar noch höher.
Dieser Übergang hin zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen bedeutet aber auch, dass das Energiesystem radikal geändert werden muss. Denn erneuerbare Energien verursachen Volatilität im Energiesystem. Daher werden ausgleichende Komponenten benötigt, um die Energieversorgung stabil, zuverlässig und gleichzeitig flexibel zu halten.
Die Antwort: smarte Lösungen
Bereits jetzt gibt es diverse nachfrageorientierte Lösungsansätze für verschiedene Bedarfsebenen im Energiesektor. Die wichtigste neue Komponente bilden dabei elektrisch betriebene Fahrzeuge, denn im Grunde genommen ist ein Elektrofahrzeug eine große Batterie auf vier Rädern. E-Fahrzeuge verbinden klimafreundliche Mobilität und flexible Energie zu einem nachhaltigen Ökosystem.
Neuesten Hochrechnungen zufolge werden bis 2030 circa 140 bis 245 Millionen Fahrzeuge weltweit elektrisch unterwegs sein (Ausgenommen zwei- und dreirädrige Fahrzeuge). Die Verfügbarkeit neuer, erschwinglicher E-Modelle wird Zeitraum 2020 bis 2021 sprunghaft ansteigen, wodurch der Preisunterschied zwischen E-Fahrzeugen und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor innerhalb der nächsten fünf Jahre immer kleiner sein wird.
Gleichzeitig verschärfen sich die weltweiten Ziele zur Reduzierung der CO2-Emissionen, was das Wachstum im Sektor der E-Fahrzeuge noch weiter vorantreibt. Im Umkehrschluss wird dann auch die Nachfrage nach elektrischen Lademöglichkeiten exponentiell zunehmen.
Wie können lokale Stromnetze diesen Mehrbedarf durch die vielen neuen E-Fahrzeuge standhalten? Ein paar Ladestationen können fast immer problemlos installiert werden. Will man aber der Nachfrage entsprechend 20 oder mehr Ladestationen aufbauen und anschließen, dann sieht das Ganze schon ein wenig anders aus.
Darum ist eine intelligente, Cloud-basierte Ladeinfrastruktur eine der Grundvoraussetzungen für die Massentauglichkeit der Elektromobilität.
Intelligentes elektrisches Laden ist ein System, bei dem E-Fahrzeuge und Ladestationen eine Datenverbindung teilen. Darüber hinaus leitet die Ladestation bestimmte Daten an den CPO weiter. CPO steht für Charge Point Operator, ist also der Betreiber von Ladesäulen für Elektroautos und nimmt sie auch in Betrieb.
Intelligentes Laden ermöglicht es dem Ladestationsbetreiber seine Stationen aus der Ferne nicht nur zu überwachen und zu verwalten, sondern auch Nutzungslimitierungen einzusetzen, um den Energieverbrauch individuell zu optimieren.
Im Gegensatz dazu können nicht intelligente, bzw. Basis Ladegeräte keine Verbindung zu einer Cloud aufbauen. Daher ist es mit diesen Geräten nicht möglich, die volle Wertschöpfungskette des elektrischen Ladens auszuschöpfen.
Was ist der Unterschied zwischen Intelligentem Laden und V2G?
Um es kurz zu fassen: Intelligentes Laden ist ein auf Nachfrage basiertes Lösungssystem, während V2G Elektrofahrzeuge in Batterien „verwandelt“. Vehicle to Grid (V2G) ermöglicht die Kommunikation zwischen Fahrzeugen und dem Stromnetz.
Mit Hilfe der V2G Technologie kann Energie aus den Autobatterien entnommen und ins Netzt eingespeist werden. V2G und Vehicle to X (zum Beispiel Vehicle to Home, Vehicle to Building) sind im Grunde die gleichen Technologien, das Schlüsselwort ist „Bidirektional“. Die V2G Technologie ermöglicht es, Elektrofahrzeuge zu einem Teil des Energiesystems werden zu lassen - Seite an Seite mit stationären Energiespeichern und erneuerbaren Energien.
Die zwei Systeme im direkten Vergleich:
Beim intelligenten Laden werden 80 Elektrofahrzeuge gebraucht, um 100 kW kontrollieren zu können. Mittels der V2G Technologie werden dafür nur 20 Fahrzeuge und weit weniger Ladestationen benötigt.
Abhängig von Ihrer Region bedeutet dies, dass Sie mit V2G über 600 Euro Umsatz pro Jahr in Stromausgleichs- oder Reservemärkten erzielen können.
Darüber hinaus können Sie Netzkosten sparen und die maximale Last optimieren, mit einem dynamischen Stromvertrag können Sie noch mehr sparen.
V2G ist auch für andere Akteure im Energiesektor von Vorteil. So können beispielsweise Energieunternehmen ihr gesamtes Portfolio mit einer wirklich schnell steuerbaren Lösung optimieren. Laut einer kürzlich durchgeführten Studie, könnten durch die Integration von Elektrofahrzeugen ins Stromnetz die Kosten für den Betrieb desselbigen allein in Großbritannien bis 2030 um 230 Mio. GBP pro Jahr gesenkt werden.
Die Entwicklung zum fünf Billionen Dollar Markt bis 2024
Die Demand-Response-Märkte in Europa haben eine jährliche Wachstumsrate von über 20 Prozent. Dabei ist die V2G Technologie eine der vielversprechendsten Neuheiten auf dem Markt. Es ist also kein Wunder, dass der V2G-Markt zwischen 2020 und 2024 voraussichtlich auf über 5 Milliarden US-Dollar wachsen wird.
Im Moment stehen wir kurz vor einem großen V2G Hype. Weltweit laufen derzeit fast 100 V2G-Projekte, viele weitere werden folgen. Virta ist einer der V2G Pioniere, schon 2017 konnten wir den ersten öffentlichen V2G Ladepunkt in Helsinki in Betrieb nehmen.
In den letzten Jahren haben wir bei Virta damit begonnen, Projekte mit vollständiger Wertschöpfungskette anzubieten und so Elektrofahrzeuge samt deren Batterien für den Ausgleich im Stromnetz bereitzustellen.
Heute ist Virta der weltweit führende Anbieter ins Sachen V2G. Ein Beispiel dafür ist das eFuture Projekt, bei dem Virta mit Nissan kooperiert und es Nissan ermöglicht, V2G gemeinsam mit E.ON auf den Markt zu bringen. Dabei stellte Virta E.ON eine digitale Ladeplattform für Elektrofahrzeuge zur Verfügung, die das Laden und den Energieausgleich anhand von Parametern wie Netzbedarf, Energiepreis und Kohlenstoffintensität des Energiemixes automatisiert. Während des Projekts werden Fahrzeuge in Intervallen an die Ladegeräte angeschlossen, um die Zeitpläne der Unternehmensflotte nachzubilden. Dies geschieht hauptsächlich über Nacht, aber auch für einige Zeiträume am Tage.
Der neue europäische Standard wird alles verändern
Noch ist V2G ein projektbasiertes Geschäftsmodell, doch das wird sich bald ändern. V2G wird sich bald zu einem kommerziell rentablen Modell entwickeln.
Ende 2020 wird der neue europäische Standard ISO 15118-20 in Kraft treten. Dieser neue Standard wird den V2G-Markt spürbar beschleunigen, da er die bidirektionale Ladevorgänge für mehrere Autos ermöglicht. In der Praxis werden dann die Kapazitäten von Fahrzeugbatterien für das Energiemanagement in den nächsten Jahren stark zunehmen. So werden europäische Autohersteller das bidirektionale Laden standardmäßig anbieten. Das wiederum wird die maximale Batteriekapazität für das europäische Stromnetz bedeuten.
Wir stehen kurz vor einer großen Veränderung. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt um in den Markt einzusteigen.